Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TP) ist ebenso wie die analytische Psychotherapie ein von der Psychoanalyse abgeleitetes Verfahren und hat die theoretische Basis der Psychoanalyse in Bezug auf die Persönlichkeits- Krankheits- und Behandlungstheorie. Die TP gehört neben der Psychoanalyse und der Verhaltenstherapie (VT) zu den drei Richtlinientherapien. Sie ist wissenschaftlich begründet und ein vom Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen gesetzlich anerkanntes Therapieverfahren. Die Wirksamkeit der TP bei einer Vielzahl von Störungsbildern ist an Hand kontrollierter Studien belegt worden. Die TP geht davon aus, dass dynamische unbewusste Kräfte großen Einfluss auf unser Fühlen, Denken und Handeln haben und der Mensch von Geburt an in jeder Entwicklungsphase bestimmte Konflikte zu lösen hat. Können bestimmte Konflikte, aus welchen Gründen auch immer, nicht befriedigend gelöst werden, kommt es zu psychischer Belastung und psychischem Schmerz . Die Psyche bedient sich dann eines Schutzmechanismus und verdrängt diese Konflikte sowie die mit einhergehenden belastenden - beispielsweise schmerzhaften, ängstigenden, beschämenden Gefühle ins Unbewusste. Von dort aus beeinflussen diese ungelösten Konflikte auch weiterhin unsere Gefühlswelt, unser Denken, Erleben und Handeln sowie in hohem Maße die Gestaltung unserer Beziehungen. Ein Beispiel für einen Konflikt Der Wunsch unabhängig und frei sein zu wollen steht in Konflikt mit dem Wunsch nach Bindung und der Angst diese Bindung zu verlieren. Wenn dieser Konflikt, der in einer bestimmten Entwicklungsphase von jedem Menschen vorkommt, nicht ausbalanciert gelöst werden kann, weil er z. B. mit dem Liebesverlust einer wichtigen Bezugsperson in Verbindung gebracht wird, wird er ins Unbewusste verdrängt. Dies kann lange Zeit eine erfolgreiche Lösung sein. Wird jedoch in einer späteren Lebensphase dieser Konflikt wiederbelebt, werden auch die entsprechenden Gefühle wiederbelebt. Die Belastung der Unauflösbarkeit kann dann so groß sein, dass der unbewusste Kompromiss psychische oder körperliche Symptome sind, die dann wenn sie sich verfestigen und chronifizieren in psychischer oder psychosomatischer Erkrankung münden. Dies möchte ich an einem Beispiel veranschaulichen: Ein junger Mensch verspürt das starke Bedürfnis nach dem Abitur von Zuhause auszuziehen und hat gleichzeitig eine starke unbewusste Angst, die Liebe der Eltern zu verlieren, weil er im frühen Kindesalter diese Erfahrung gemacht hat, dass wenn er sich von den Eltern wegbewegt, diese bsp.weise mit Liebesentzug reagierten. Dann könnte es sein, dass er sich heute in dieser aktuellen Konfliktsituation wie damals vor einem in seinem Erleben unlösbaren Problem wiederfindet und genau deswegen depressive Symptome entwickelt, das Abitur nicht schafft und letztendlich depressiv wird. Das Ziel in der Therapie wäre genau diesen Konflikt bewusst und emotional verstehbar und erlebbar zu machen, damit der Pat.ein neues Gleichgewicht im Umgang mit diesen widerstreitenden Bedürfnissen finden kann und die Symptome nicht mehr "als Kompromisslösung benötigt". Eine weitere Ursache für eine psychische Erkrankung sieht die TP in ungünstigen Lebensbedingungen in den ersten Lebensjahren. Emotionale Kälte und /oder Unberechenbarkeit, physische und psychische Abwesenheit der Bezugspersonen, Vernachlässigung, Gewalt, etc.. sind beispielsweise solche Lebensbedingungen, unter denen der Mensch bestimmte Fähigkeiten nicht oder nur sehr eingeschränkt entwickeln kann. Dazu gehören sich und andere Menschen mit den positiven und negativen Seiten wahrnehmen und annehmen, sich in andere hinein versetzen, emotional in Kontakt treten, mitfühlen, sich auf Beziehungen einlassen und sich ebenso aus diesen lösen zu können, sowie die eigenen Gefühle wahrnehmen, unterscheiden benennen und steuern zu können. Sind Beeinträchtigungen dieser Art vorhanden, wäre das Ziel der Therapie eine Nachreifung dieser Fähigkeiten vor dem Hintergrund einer Halt gebenden therapeutischen Beziehung. Sowohl ungelöste innere Konflikte als auch eingeschränkt ausgebildete Fähigkeiten werden sich innerhalb der Beziehung zwischen Therapeut und Patient zeigen. Auf der Basis einer vertrauensvollen und Schutz gewährenden therapeutischen Beziehung ist die Entfaltung dieser Schwierigkeiten die Chance zur Bearbeitung, Bewusstwerdung, zum gemeinsamen Verstehen und Aushalten sowie zum Nachreifen , was zur Symptomlinderung/ -heilung führt und eine zufrieden stellendere Lebensgestaltung ermöglicht. Diese gemeinsame Arbeit ist ein Prozess, der Zeit benötigt und auch schwierig und anstrengend sein kann, wenn beispielsweise schmerzliche Gefühle zugelassen und erlebt werden oder auch wenn es neben der grundsätzlichen Halt gebenden Haltung in der Therapie auch konfrontative Momente geben kann/wird. |